10. Juli 2011: 100 Miles of Wilderness - 1.Tag


Nach einer ruhigen und erholsamen Nacht verlassen wir Vier, nachdem wir gepackt und gefrühstückt haben, gegen 8:30 den Campingplatz. Beim passieren des Camp Stores beschließen Hugh und Smokie Bear, daß anbetracht der bevorstehenden Passage, ein zweites Frühstück in Form eines Egg and Cheese Sandwich ganz angebracht wäre; schließlich ist hier die letzte Gelegenheit dazu. 
Flatlander und ich gehen weiter, zumal die Jungs uns zusichern, daß wir nicht zu warten brauchen und sie uns später schon einholen werden. 
Auf der Abol Bridge überqueren wir den Penobscot River, an dessen Ufer wir gestern mehrere Meilen entlag gewandert sind. Von der Brücke bietet sich uns wieder ein herrlicher Blick auf  Mt. Katahdin, der sich hier als einzige Erhebung dieser Größenordnung am Himmel abzeichnet. Kurze Zeit später verlässt der AT die befestigte Straße und wir biegen nach links in die ’100 Miles of Wilderness’ ein. Ein Schild warnt uns vor unbedachtem Weitergehen:
“Achtung! Von hier bis zum nächsten Dorf im Süden (Monson) sind es 100 Meilen (160 Kilometer). Es gibt keine Gelegenheit Vorräte oder Hilfe zu erlangen. Ohne Proviant für mindestens 10 Tage und entsprechende Ausrüstung sollte diese Strecke nicht in Angriff genommen werde. Es ist der längste Abschnitt durch Wildniss auf dem gesamten AT und seine Schwierigkeit sollte nicht unterschätzt werden! Frohes Wandern. MATC (Maine Appalachian Trail Club)“

Wir schauen uns nochmal an - jetzt wird’s ernst - und gehen los. Ich habe Verpflegung für 10 Tage und entsprechende Ausrüstung dabei - ebenso Flatlander.
Nach 4 Meilen erreichen wir die Hurd Brook Schutzhütte und legen erstmal eine Pause ein. Unsere Knie schmerzen auch heute, sie sind die Belastung einfach nicht gewohnt. Der Abstieg von Katahdin über all die Felsen hat seine Spuren hinterlassen und die zusätzlichen 20 Kilo der Rucksäcke tun ihr übriges. 
Das Lean-To ist eine Blockhütte, eine Seite (vorne) offen mit einem Schlappdach aus verzinktem Blech. Einfach aber zweckmäßig. Wir sind überrascht was wir hier alles finden. Dies ist die erste Hütte in den 100 Miles of Wilderness und, wie auch wir, merken viele Leute langsam das Gewicht ihrer Rucksäcke und fangen an Gewicht zu reduzieren. Vom Straßenatlas, über Kleidung, Batterien, Ausrüstungsteile bis hin zu Verpflegung findet sich hier fast alles. Bei so manchem kann ich nur den Kopf schütteln, wie Menschen auf die Idee kommen so etwas überhaupt mitzunehmen.
War der Weg durch Baxter State Park eher eben (immer am Fluß entlang) geht es jetzt bergan zu den Rainbow Ledges. Eine Granitformation, die im Laufe der Zeit mit Bäumen überwachsen ist. Immer wieder klafft jedoch an kahle Stellen der blanke Fels durch, die sogenannten Ledges, auf denen sich die Fauna einfach nicht durchsetzen kann. Es ist überhaupt beeindruckend wie die Bäume hier auf fast blankem Fels wachsen und überleben. Ihre Wurzeln suchen sich über Meter hinweg irgendwo eine Ritze in der sie dann Halt und Nahrung finden. Über diese, und unzählige Fels- und Steinbrocken klettern wir gemeinsam mit dem Weg den Berg hinauf. - Schwarzwald lässt grüßen.
Auf einer Anhöhe lassen wir uns auf einer Lichtung unter einem Baum auf dem, den Fels überwuchernden, weichen Moos nieder. Wir gönnen unseren Beinen eine Pause, unserem Magen einen Imbiss in Form eines Müsliriegels und runden das Ganze mit einer Viertelstunde Powernapping in der Nachmittagsonne ab.
Nach weiteren 2 Meilen erreichen wir Rainbow Lake, an dessen Ufer sich der Weg noch weitere 3 Meilen entlang zieht (wir sind müde) ehe wir den Zeltplatz erreichen. Etwas unschlüssig wo wir unsere Zelte aufstellen durchforsten wir die Gegend zwischen Weg und See. Schließlich finden wir einen einigermaßen ebenen, nicht gänzlich überwucherten Platz wo wir unsere Zelte aufstellen. Kurze Zeit später entdecken wir oberhalb des Weges 3! groß angelegte, ebene Plätze, mit Feuerstelle - wir ziehen um!
Gerade als wir uns eingerichtet haben und uns aufmachen eine Runde schwimmen zu gehen tauchen auch Hugh und Smokie Bear auf. Während wir uns, in dem herrlich klaren Wasser des Sees, den Schweiß des Tages abwaschen bauen die Zwei ihre Zelte/Hängematte auf. Nach dem Abendessen sitzen wir noch bei einer Tasse Tee am Lagerfeuer zusammen und lassen den Tag ausklingen.

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