Nach einer ruhigen und erholsamen Nacht verlassen wir Vier,
nachdem wir gepackt und gefrühstückt haben, gegen 8:30
den Campingplatz. Beim passieren des Camp Stores beschließen Hugh und Smokie
Bear, daß anbetracht der bevorstehenden Passage, ein zweites Frühstück in Form
eines Egg and Cheese Sandwich ganz angebracht wäre; schließlich ist hier die
letzte Gelegenheit dazu.
Flatlander und ich gehen weiter, zumal die Jungs uns
zusichern, daß wir nicht zu warten brauchen und sie uns später schon einholen
werden.
Auf der Abol Bridge überqueren wir den Penobscot River, an dessen Ufer
wir gestern mehrere Meilen entlag gewandert sind. Von der Brücke bietet sich
uns wieder ein herrlicher Blick auf Mt.
Katahdin, der sich hier als einzige Erhebung dieser Größenordnung am Himmel
abzeichnet. Kurze Zeit später verlässt der AT die befestigte Straße und wir
biegen nach links in die ’100 Miles of
Wilderness’ ein. Ein Schild warnt uns vor unbedachtem Weitergehen:
“Achtung!
Von hier bis zum nächsten Dorf im Süden (Monson) sind es 100
Meilen (160 Kilometer). Es gibt keine
Gelegenheit Vorräte oder Hilfe zu erlangen. Ohne Proviant für mindestens 10
Tage und entsprechende Ausrüstung sollte diese Strecke nicht in Angriff
genommen werde. Es ist der längste Abschnitt durch Wildniss auf dem gesamten AT
und seine Schwierigkeit sollte nicht unterschätzt werden! Frohes Wandern. MATC
(Maine Appalachian Trail Club)“
Wir schauen uns nochmal an - jetzt wird’s ernst - und gehen
los. Ich habe Verpflegung für 10 Tage und
entsprechende Ausrüstung dabei - ebenso Flatlander.
Nach 4 Meilen erreichen wir die Hurd Brook Schutzhütte und
legen erstmal eine Pause ein. Unsere Knie schmerzen auch heute, sie sind die
Belastung einfach nicht gewohnt. Der Abstieg von Katahdin über all die Felsen
hat seine Spuren hinterlassen und die zusätzlichen 20
Kilo der Rucksäcke tun ihr übriges.
Das Lean-To ist eine Blockhütte, eine Seite
(vorne) offen mit einem Schlappdach aus verzinktem Blech. Einfach aber zweckmäßig.
Wir sind überrascht was wir hier alles finden. Dies ist die erste Hütte in den 100
Miles of Wilderness und, wie auch wir, merken viele Leute langsam das Gewicht
ihrer Rucksäcke und fangen an Gewicht zu reduzieren. Vom Straßenatlas, über
Kleidung, Batterien, Ausrüstungsteile bis hin zu Verpflegung findet sich hier
fast alles. Bei so manchem kann ich nur den Kopf schütteln, wie Menschen auf
die Idee kommen so etwas überhaupt mitzunehmen.
War der Weg durch Baxter State Park eher eben (immer am Fluß
entlang) geht es jetzt bergan zu den Rainbow Ledges. Eine Granitformation, die
im Laufe der Zeit mit Bäumen überwachsen ist. Immer wieder klafft jedoch an
kahle Stellen der blanke Fels durch, die sogenannten Ledges, auf denen sich die
Fauna einfach nicht durchsetzen kann. Es ist überhaupt beeindruckend wie die
Bäume hier auf fast blankem Fels wachsen und überleben. Ihre Wurzeln suchen
sich über Meter hinweg irgendwo eine Ritze in der sie dann Halt und Nahrung
finden. Über diese, und unzählige Fels- und Steinbrocken klettern wir gemeinsam
mit dem Weg den Berg hinauf. - Schwarzwald lässt grüßen.
Auf einer Anhöhe lassen wir uns auf einer Lichtung unter
einem Baum auf dem, den Fels überwuchernden, weichen Moos nieder. Wir gönnen
unseren Beinen eine Pause, unserem Magen einen Imbiss in Form eines
Müsliriegels und runden das Ganze mit einer Viertelstunde Powernapping in der
Nachmittagsonne ab.
Nach weiteren 2 Meilen erreichen wir Rainbow Lake, an dessen
Ufer sich der Weg noch weitere 3 Meilen entlang zieht (wir sind müde)
ehe wir den Zeltplatz erreichen. Etwas unschlüssig wo wir unsere Zelte
aufstellen durchforsten wir die Gegend zwischen Weg und See. Schließlich finden
wir einen einigermaßen ebenen, nicht gänzlich überwucherten Platz wo wir unsere
Zelte aufstellen. Kurze Zeit später entdecken wir oberhalb des Weges 3! groß
angelegte, ebene Plätze, mit Feuerstelle - wir ziehen um!
Gerade als wir uns eingerichtet haben und uns aufmachen eine
Runde schwimmen zu gehen tauchen auch Hugh und Smokie Bear auf. Während wir
uns, in dem herrlich klaren Wasser des Sees, den Schweiß des Tages abwaschen
bauen die Zwei ihre Zelte/Hängematte auf. Nach dem Abendessen sitzen wir noch
bei einer Tasse Tee am Lagerfeuer zusammen und lassen den Tag ausklingen.
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