9. Juli 2011: Baxter State Park

Die Nacht war etwas unruhig. Etwa gegen Mitternacht hatte sich ’Smokie Bear’ (einer der beiden Jungs aus NC) zu mir ins Shelter gesellt. Sein Schnarchen ließ die gaze Hütte erbeben  und mich nicht schlafen. Ursprünglich hatte er seine Hängematte zwischen zwei Bäumen im Wald aufgehängt, doch angeblich hatte er einen Bär gehört und war dann vorsichtshalber in die Schutzhütte umgezogen. Wenn er auch draußen so geschnarcht hat bezweifle ich allerdings, daß sich ein Bär auch nur in unsere Nähe gewagt hat.
Als ich aufstehe sind die anderen schon am früstücken und packen. Ich geh den Tag nach den gestrigen Strapazen etwas langsamer an. Zum Frühstück gibt’s Kaffee und Haferflocken (Oatmeal). Mein selbstgebastelter Spirituskocher hat ja bereits gestern Abend seine Feuertaufe bestanden und leistet auch heute früh wieder gute Dienste. Flatlander gesellt sich zu mir und fragt ob er mit mir wandern kann und ich lade ihn gerne dazu ein.
Als Letzte verlassen wir den Platz um kurz vor Neun. Wir gehen zurück zur Rangerstation und zum Campingplatz um dort am Fluß unsere Wasservorräte wieder aufzufüllen und machen uns auf den Weg gen Süden. Bereits nach einer halben Meile stellen wir fest, daß keine Markierungen mehr den Weg säumen, d.h. Markierungen sind vage zu erkennen, aber die sind entweder übermalt oder von den Bäumen gekratzt. Etwas Ratlosigkeit macht sich breit. Ein Blick in meine Karte sagt daß wir auf dem richtigen Weg sein müssten - Hm. Als sich ein Ranger Pick-Up nähert halte ich ihn kurzerhand an und frage nach dem Weg. Die beiden Ranger erklären uns, daß der Weg vor ein paar Jahren verlegt wurde und wir ein paar hundert Meter vorher hätten in den Wald abbiegen müssen (meine ’neue’ Karte ist von 2009) . „Kein Problem“ sagt der Fahrer „Springt hinten rein und wir nehmen Euch das Stück mit“. Es erweist sich als leichter gesagt als getan auf die Ladefläche eines Pick-Ups zu ’springen’. Mit 20 Kilogram Gepäck auf dem Rücken einem Paar Wanderstöcken in den Händen merken wir sogleich daß der Umgang mit all dem erst noch gewohnt werden will. Ein Ranger erbarmt sich schließlich und hilft uns auf die Ladefläche zu klettern. Runter schaffen wir es gerade so alleine - ’Spring rein’ ist fortan unser Spruch des Tages.
Wir verlassen den befestigten Weg und biegen neben einem kleinen Holzschild (das wir vorhin übersehen haben) in den Wald ab. Der Weg führt uns über weichen Waldboden durch Fichten und Tannen und ich fühle mich wie im Schwarzwald. Moos und Farn säumen den Weg und da es hier die letzten Tage geregnet hat müssen wir hie und da auch mal einer Schlammpfütze ausweichen. Vorbei an Elbow Lake und Daicey Pond gelangen wir kurz vor Zwölf an die Little Niagara Falls. Hier, eingehüllt ind das Tosen des Wasserfalls machen wir Mittag und gönnen uns und unseren schmerzenden Knien ein halbe Stunde Ruhe. Auf unserem Weg in Richtung West Branch Benobscot River überqueren wir zwei mal den Nesowadnehunk Stream. Die erste Überquerung watet Flatlander schlicht durch den Bach - Schuhe und Socken trocknen bei diesem herrlichen Sommerwetter, das wir heute haben, später wieder. Ich taste mich vorsichtig über die Felsbrocken, die im Bach liegen und schaffe es trockenen Fusses auf die andere Seite. Die zweite Überquerung geht ähnlich, nur, dass mir nach drei Vierteln des Weges die Steine ausgehen. Es hilft alles nichts, nun krieg auch ich nasse Füße. Nach weiteren 3 Meilen am Fluß entlang verlassen wir den Baxter State Park. Am ’Kiosk’ (Infostand) werfen wir den Durchschlag unsere Parkanmeldung in eine dafür angebrachte Box; somit wissen die Ranger daß wir den Park sicher durchquert und verlassen haben.
Nachdem wir von einer Holzbrücke aus nochmal einen herrlichen Blick zurück auf Mt. Katahdin erhaschen, erreichen wir gegen fünf Uhr Abol Bridge Campground an dem Hugh und Smokie Bear bereits auf uns warten. Wir mieten gemeinsam einen Platz und schlagen unsere Zelte auf. Ich überlege kurz was ich zu Abend esse, schließe mich dann aber den Anderen an und wir stürmen den Camping Laden, bzw. deren Grill Imbiss. Zurück am Platz nehme ich eine Dusche und wasche bei der Gelegenheit gleich ein paar Klamotten. Wir sitzen zwar noch ne Weile zusammen, aber noch vor Einbruch der Dunkelheit macht sich Müdigkeit breit und wir ziehen uns in unsere Zelte zurück.

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