11. Juli 2011: 100 Miles of Wilderness - 2.Tag


Nachdem wir gestern bis in die Nacht geplaudert haben sind wir heute um 8:00 aufgestanden, haben gefrühstückt und zusammengepackt. Als Flatlander und ich um Viertel nach Neun aufbrechen packen die anderen Zwei gerade ihre Rucksäcke: „Geht ruhig schon vor, wir kommen auch gleich“ - Kennen wir ja schon. Weiter geht’s über Wurzeln und Steine am Rainbow Lake entlang, mal direkt am See, mal etwas weiter abseits durch den Wald.

Wir passieren die Rainbow Deadwaters, die den Abfluß des Sees bilden und erreichen schließlich das Rainbow Stream Lean-To.
Hier haben sich eine Schar Jungs niedergelassen. Die allermeisten schlafen, nur ein paar sind wach und wir erfahren, daß sie eine Nachtwanderung hinter sich, und hier jetzt gerade ihr Lager aufgeschlagen haben. Wir machen Mittagspause und ruhen unsere schmerzenden Beine aus. Vor ungefähr einer Stunde war uns auch schon eine Gruppe junger Mädels (um die 15) begegnet und wir sind erstaunt, wieviele Jugendgruppen hier in der ’Wildniss’ unterwegs sind. Nach genauerem Nachdenken auch wieder nicht:
Erstens befinden wir uns gerade mal am Rande der Wilderness, wir selbst sind gerade mal einen Tag hier unterwegs.
Zweitens gibt es hier auch noch andere Wanderwege und deren Ausgangspunke liegen näher als unser Einstiegspunkt auf dem AT.
Drittens ist Ferienzeit und es ist Wochenende. Manche dieser Gruppen sind Ferien-Camps und somit auch evtl. für Woche(n) unterwegs.
Kaum zu Ende gedacht kommt uns die nächste Gruppe Mädchen entgegen. Diesmal ca. 25 allesamt französisch sprechend - also Kanadier. Später erfahren wir, daß es sich bei einiger dieser Gruppen auch um schwererziehbare oder straffällig gewordene Jugendliche handelt. Um hier in der Abgeschiedenheit der Wildniss und in der kleinen Gruppe den Weg zu sich und zurück auf den ‚rechten’ Weg zu finden - hoffentlich.
Wir marschieren dem Rainbow Stream folgend talwärts. Es ist heiß und schwül, die Schulterriemen meines Rucksacks drücken unangenehm auf Schlüsselbein und Schultern und meine Knie schmerzen. Alles Verstellen der Riemen hilf nichts und der Versuch mit ‚durchgestreckten’ Knien zu gehen funktioniert, ob des steinigen Weges und der Wurzeln die es zu übersteigen gilt, auch nicht. Halb in Trance trotten wir hintereinander her, und als wir in der Senke den Bach hinter uns lassen denkt keiner von uns beiden daran auf die Karte zu schauen oder unsere Wasservoräte aufzufüllen. Nach einer weiteren Stunde bergan stellen wir schließlich fest dass keine erfrischenden Wasser mehr neben uns her plätschern. Ein Blick auf die Karte zeigt uns, dass wir es heute nicht mehr bis zur nächsten Schutzhütte schaffen und wir folgedessen irgendwo wild campen müssen.
Nachdem wir eine weitere Stunde später erschöpft Crescent Pond erreichen beschließen wir nach einem passendern Lagerlatz Ausschau zu halten. Da sich das Gelände rings um den See zu eben diesem neigt und alles sehr uneben und dicht bewaldet ist zerschlagen wir diesen Plan. Nachdem wir den See halb umrundet haben finden wir eine Stelle an der wir einigermaßen bequem unsere Wasservorräte auffüllen können. Während wir beide Wasser fassen (per Handpumpe mit eingebautem Filter) überlegen wir uns wie weit wir heute gehen. Keinesfalls wollen wir heute Abend Nesuntabunt Mountain besteigen. Zum Einen sind wir erschöpft und wollen unsere Knie nicht überbelasten und zum Anderen hängt ein Gewitter in der Luft und dem wollen wir nicht unbedingt auf einem Berg begegnen. Wir einigen uns darauf, erst eine kleine Pause einzulegen und dann noch etwa eine Stunde weiter zu gehen und dann nach einem geeigneten Rastplatz zu suchen. Also packen wir unsere Filter und Wasserflaschen ein und dösen an einen Baum gelehnt mit MP3-Player im Ohr eine halbe Stunde vor uns hin, bevor wir weiter ziehen.
Als wir eine Meile später eine halbwegs befestigte Schotterstraße überqueren entdecken wir eine kleine Lichtung und schlagen dort unsere Zelte auf. Gerade als wir anfangen unser Abendessen zu kochen tauchen, völlig erschöpft, Hugh und Smokie Bear auf und gesellen sich zu uns. Angesichts der Straße, die direkt neben unserem Zeltplatz vorbeiführt trauen wir uns nicht ein Lagerfeuer zu machen und so ist auch recht früh Nachtruhe angesagt. Beim Einschlafen lausche ich noch dem Donner in der Ferne.

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