Nachdem wir gestern bis in die Nacht geplaudert haben sind
wir heute um 8:00 aufgestanden, haben
gefrühstückt und zusammengepackt. Als Flatlander und ich um Viertel nach Neun aufbrechen
packen die anderen Zwei gerade ihre Rucksäcke: „Geht ruhig schon vor, wir
kommen auch gleich“ - Kennen wir ja schon. Weiter geht’s über Wurzeln und
Steine am Rainbow Lake entlang, mal direkt am See, mal etwas weiter abseits
durch den Wald.
Wir passieren die Rainbow Deadwaters, die den Abfluß des Sees bilden und erreichen schließlich das Rainbow Stream Lean-To.
Wir passieren die Rainbow Deadwaters, die den Abfluß des Sees bilden und erreichen schließlich das Rainbow Stream Lean-To.
Hier haben sich
eine Schar Jungs niedergelassen. Die allermeisten schlafen, nur ein paar sind
wach und wir erfahren, daß sie eine Nachtwanderung hinter sich, und hier
jetzt gerade ihr Lager aufgeschlagen haben. Wir machen Mittagspause und ruhen
unsere schmerzenden Beine aus. Vor ungefähr einer Stunde war uns auch schon
eine Gruppe junger Mädels (um die 15 ) begegnet
und wir sind erstaunt, wieviele Jugendgruppen hier in der ’Wildniss’ unterwegs
sind. Nach genauerem Nachdenken auch wieder nicht:
Erstens befinden wir uns gerade mal am Rande der Wilderness,
wir selbst sind gerade mal einen Tag hier unterwegs.
Zweitens gibt es hier auch noch andere Wanderwege und deren
Ausgangspunke liegen näher als unser Einstiegspunkt auf dem AT.
Drittens ist Ferienzeit und es ist Wochenende. Manche dieser
Gruppen sind Ferien-Camps und somit auch evtl. für Woche(n) unterwegs.
Kaum zu Ende gedacht kommt uns die nächste Gruppe Mädchen
entgegen. Diesmal ca. 25 allesamt französisch
sprechend - also Kanadier. Später erfahren wir, daß es sich bei einiger dieser
Gruppen auch um schwererziehbare oder straffällig gewordene Jugendliche
handelt. Um hier in der Abgeschiedenheit der Wildniss und in der kleinen Gruppe
den Weg zu sich und zurück auf den ‚rechten’ Weg zu finden - hoffentlich.
Wir marschieren dem Rainbow Stream folgend talwärts. Es ist
heiß und schwül, die Schulterriemen meines Rucksacks drücken unangenehm auf
Schlüsselbein und Schultern und meine Knie schmerzen. Alles Verstellen der
Riemen hilf nichts und der Versuch mit ‚durchgestreckten’ Knien zu gehen
funktioniert, ob des steinigen Weges und der Wurzeln die es zu übersteigen gilt,
auch nicht. Halb in Trance trotten wir hintereinander her, und als wir in der
Senke den Bach hinter uns lassen denkt keiner von uns beiden daran auf die
Karte zu schauen oder unsere Wasservoräte aufzufüllen. Nach einer weiteren Stunde
bergan stellen wir schließlich fest dass keine erfrischenden Wasser mehr neben
uns her plätschern. Ein Blick auf die Karte zeigt uns, dass wir es heute nicht
mehr bis zur nächsten Schutzhütte schaffen und wir folgedessen irgendwo wild
campen müssen.
Nachdem wir eine weitere Stunde später erschöpft Crescent Pond
erreichen beschließen wir nach einem passendern Lagerlatz Ausschau zu halten.
Da sich das Gelände rings um den See zu eben diesem neigt und alles sehr uneben
und dicht bewaldet ist zerschlagen wir diesen Plan. Nachdem wir den See halb
umrundet haben finden wir eine Stelle an der wir einigermaßen bequem unsere
Wasservorräte auffüllen können. Während wir beide Wasser fassen (per Handpumpe
mit eingebautem Filter) überlegen wir uns wie weit wir heute gehen. Keinesfalls
wollen wir heute Abend Nesuntabunt Mountain besteigen. Zum Einen sind wir
erschöpft und wollen unsere Knie nicht überbelasten und zum Anderen hängt ein
Gewitter in der Luft und dem wollen wir nicht unbedingt auf einem Berg
begegnen. Wir einigen uns darauf, erst eine kleine Pause einzulegen und
dann noch etwa eine Stunde weiter zu gehen und dann nach einem geeigneten
Rastplatz zu suchen. Also packen wir unsere Filter und Wasserflaschen ein und
dösen an einen Baum gelehnt mit MP3-Player im Ohr eine halbe Stunde vor uns hin,
bevor wir weiter ziehen.
Als wir eine Meile später eine halbwegs befestigte Schotterstraße
überqueren entdecken wir eine kleine Lichtung und schlagen dort unsere Zelte
auf. Gerade als wir anfangen unser Abendessen zu kochen tauchen, völlig
erschöpft, Hugh und Smokie Bear auf und gesellen sich zu uns. Angesichts der
Straße, die direkt neben unserem Zeltplatz vorbeiführt trauen wir uns nicht ein
Lagerfeuer zu machen und so ist auch recht früh Nachtruhe angesagt. Beim
Einschlafen lausche ich noch dem Donner in der Ferne.
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